Page 4

Bruecke_06_2014

2 Gott ins Spiel bringen „Spielen wir was!“ - Das höre ich oft, wenn ich mit meinen beiden vier Jahre alten Nichten zusammenkomme. Wie alle Kinder spielen auch sie gerne und das eigentlich von früh bis spät. Das Spiel ist die Art und Weise wie sie Welt entdecken und die Zusammenhänge in ihr verstehen lernen. Im Spiel lernen sie besonders jetzt, wo sie den Kindergarten besuchen, auch auf andere Rücksicht zu nehmen und mit Konflikten umzugehen. Was beim Spielen mit Kindern auffällt ist, dass sie oft gar nicht viel brauchen, um spielen zu können, ja dass mitunter Spielsachen schnell ihren eigentlichen Verwendungszweck verlieren und ganz neu verwendet werden. Kreativität, Phantasie, Konzentration, Energie und Kraft, alles das gehört zum Spiel und wird beim Spielen erfahren. Das macht das Spielen auch so lustvoll und interessant. - Und zwar nicht nur für Kinder sondern ebenso für Erwachsene, auch wenn da das zweckfreie Spiel zumeist von Spielen mit klaren Regeln abgelöst ist. Spielen ist für uns aber auch deshalb bedeutsam, weil uns das gemeinsame Aktivsein, das gesellige Beisammensein, der Austausch und die Gemeinschaft gut tun, wie es auch im „Spielen wir was!“ meiner Nichten mitschwingt. Dieser gemeinschaftliche Aspekt des Spiels schlägt eine Brücke hin zur Seelsorge. Denn auch hier geht es darum, dass Räume geöffnet werden, wo Begegnung stattfinden kann, wo Menschen mit dem, was sie bewegt, freut oder bedrückt, sein können, wo sie auf andere treffen, die ihnen zuhören und sie annehmen. Menschen in verschiedenen Lebenssituationen zu begleiten ist die schöne Aufgabe von uns Seelsorgern. Die biblischen Berufungserzählungen verbinden, dass Gott immer wieder Menschen gerufen hat, in seinem Namen zu den Menschen zu gehen. Auch Jesus hat seine Jünger gesendet, damit sie allen Menschen die frohe Botschaft verkünden und sich ihnen heilend zuwenden. Wo Menschen bereit sind, für Gott zu gehen, Menschen Zeit zu schenken, ihnen beizustehen und sie zu begleiten, da wird Gott selber sichtbar. Durch uns sollen Menschen spüren, was es heißt, dass Gott Liebe ist, dass er der Ich-bin-da ist. Als Seelsorger sind wir Gottes Werkzeuge, durch die Menschen, denen wir begegnen, entdecken sollen, dass Gott immer schon an ihrer Seite war und ist. Wenn Menschen sich für Gott öffnen und ihn einladen: „Spielen wir was!“, dann bekommt ihr Leben eine neue Perspektive, dann wachsen Hoffnung und Kraft und entsteht Neues - so wie beim Spiel. Mag. Michael Münzner Subregens


Bruecke_06_2014
To see the actual publication please follow the link above