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Bruecke_06_2014

17 Jürgen Baumberger Seminarist Lasst die Kinder zu mir kommen... In den letzten beiden Semestern durfte ich im Rahmen des Pflichtschulpraktikums in der Volks-, der Neuen Mittel- und der Berufschule Gott ins Spiel bringen. Der erste Eindruck, der sich auch nicht mehr veränderte war jener, dass die Kinder und Jugendlichen allesamt mit großem Interesse und einer noch größeren Offenheit auf die Themen des Glaubens zugehen. Das allgemein gehegte Vorurteil gegen eine verrohte, teils sittenlose Jugend (das es im Übrigen schon bei den Römern gab) kann ich nicht in geringster Weise bestätigen. Ich bin in diesen zahlreichen Unterrichtsstunden, in denen ich etwa fünfzehn verschiedene Klassen besucht und unterrichtet habe, praktisch ausnahmslos grundanständigen, positiv eingestellten und engagierten jungen Menschen begegnet. Was den Glauben anbelangt, so muss man zwar realistisch feststellen, dass die kirchliche Bindung auf ein Minimum geschrumpft ist, aber das grundsätzliche Interesse für die großen Fragen des Glaubens ist durchwegs vorhanden. Dabei spielt es kaum eine Rolle, ob man im Stadtzentrum Innsbrucks unterrichtet oder in einer Landgemeinde wie Fiecht. Gott in der Schule ins Spiel bringen ist jedoch eine große und verantwortungsvolle Aufgabe. Zum einen merken die Schüler sofort, ob man den Unterricht mit Engagement vorbereitet und sie dabei wirklich ernst nimmt, zum anderen verkündigt der Religionslehrer zu einem großen Teil nicht mit Worten oder Materialien, sondern mit seiner eigenen Person, seinem eigenen Glauben, seinem eigenen Leben. Wenn es dabei gelingt Gott für sie spürbar zu machen und sie einen Bezug zu ihrer je eigenen Situation entdecken zu lassen, ohne ihnen etwas aufzuzwingen, dann hat man die Grundlage für einen freien, reflektierten Glauben gelegt, der eine Basis für eine tragende Gottesbeziehung werden kann. Gleichzeitig muss/darf man als Religionslehrer getrost darauf vertrauen, dass letztlich Gott es ist, der in den Menschen wirkt und man einen reifen Glauben nicht einfach mit menschlichen Händen formen kann. Der Religionslehrer ist vielmehr jemand, der den Weg durch die Menge zu Jesus Christus bahnt, damit die Kinder zu ihm kommen, denn Menschen wie ihnen gehört das Himmelreich.


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