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Bruecke_06_2014

12 Das Linzer Priesterseminar im Ersten Weltkrieg Die Jahre des Ersten Weltkrieges – dieses Ereignis ist heuer, 100 Jahre später, in vieler Munde – gingen am Linzer Priesterseminar im wahrsten Sinne des Wortes nicht spurlos vorüber. Schon vor Ausbruch des Krieges am 28. Juli 1914 rüsteten sich die Mächtigen, angetrieben von allgemeiner Kriegsbegeisterung, für kommende militärische Auseinandersetzungen. So fragte die Militärverwaltung bei Bischof Rudolph Hittmair um Überlassung u.a. des Priesterseminars zu Spitalszwecken im Kriegsfalle an. Bereits im Jahre 1910 sagte der Bischof „mit Freude“ alle (!) ihm zustehenden Räumlichkeiten für Reservespitäler zu. Die Zusage wurde eingelöst: Am 13. August 1914 übergab der Bischof dem Roten Kreuz das Seminargebäude als Reservespital, das im zweiten und dritten Stock eingerichtet wurde. Die ersten drei Jahrgänge der Alumnen mussten ins Salesianum am Freinberg ausweichen, der vierte Jahrgang verblieb in der Harrachstraße. Kurz nach Eröffnung des Studienjahres am 1. Oktober wurden alle Alumnen einer Landsturmmusterung unterzogen, allerdings wurde keiner eingezogen (Wehrdienstbefreiung für Theologiestudierende; einige meldeten sich später freiwillig). Der Bischof, der bekanntlich selbst mit tätigem Beispiel voranging, stellte seinen angehenden Priesternachwuchs zur Mithilfe an der „Heimatfront“ als Krankenpfleger zur Verfügung, das Engagement vieler der jungen Theologen (die übrigens als im Pflegedienst ausgebildet gemeldet wurden) war ebenso bemerkenswert wie gefährlich. Manche gingen ins Garnisonsspital, manche ins Reservespital Lehrerbildungsanstalt, einige in das Reservespital des Jesuitenkollegiums am Freinberg, auch der Kanzleidienst im Reservespital Petrinum war ein Aufgabenfeld (Dienstantritt am 4. Dezember 1914). Nach dem Tod des „Krankenpfleger-Bischofs“ Hittmair (5. März 1915) übernahm Johannes Gföllner als Bischof die Leitung der vom Krieg mehr und mehr gebeutelten Diözese. Er wollte seine Seminaristen rasch von ihrem gefährlichen Dienst abziehen (Oktober 1915), erreichte zunächst aber nur eine Reduktion. Im Dezember 1915 legten schließlich alle Alumnen ihre Pflegerdienste zurück; insgesamt hatten 42 Seminaristen innerhalb eines Jahres Krankendienst geleistet. Der Spitalbetrieb nahm die Seminarräumlichkeiten intensiv in Anspruch, denn die nach dem Krieg erhobenen Schäden waren ganz beträchtlich. Die Verhältnisse im Spital dürften wie andernorts dramatisch gewesen sein. Augenscheinliches Beispiel dafür sind überlieferte Nachrichten wie jene, dass nach Operationen amputierte Gliedmaßen im Seminargarten verbrannt wurden. Die wenigen Mag. Klaus Birngruber Diözesanarchiv Linz


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