Page 22 - Brücke 11 2018
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 Dr. Andreas Schmoller
Im Mai dieses Jahres hat das Franz und Franziska Jägerstätter Institut seien Büros im Priesterseminar bezogen und meine Tätigkeit hier im Haus begonnen. Seit Oktober ergänzt Dr.in Verena Lorber als wissenschaftliche Mitarbeiterin mit ihrer Expertise aus der Geschichtswissenschaft das
neue Institut der KU. Die Archiv- und Forschungsarbeit zu Jägerstätter ist bezeichnenderweise in Räumlichkeiten angesiedelt, in denen auch der diesjährig verstorbene Künstler Prof. Herbert Friedl eine Wirkstätte hatte. Im Institut erinnert ein von ihm bearbeitetes Stück Holz aus dem Konzen- trationslager Mauthausen an sein Wirken.
Was heißt es am Franz und Franziska Jägerstätter Institut zu arbeiten? Unsere Aufgabe ist alles andere als eindimensional. Der Historiker/
die Historikerin sieht vor allem die spannende Arbeit der Recherche, Rekonstruktion und Analyse. Vor allem zu Franziska und zur Rezeption der Jägerstätters wird sicherlich noch Neuland betreten. Die Erforschung anderer NS-Zeug/inn/en im Raum der Diözese wird das Institut ebenso besonders beschäftigen. Der Theologe in mir ortet die Anknüpfungspunkte für heutige Fragestellungen in Religion und Gesellschaft. Wie persönliche Religiosität und politische Positionierung sich zu einander verhalten ist ja ein bleibend aktuelles Thema, womit der Rückgriff auf Jägerstätter nie nur ein historischer ist. Als ehemaliger Gedenkstättenpädagoge (ich habe neun Jahre in der KZ-Gedenkstätte Ebensee gearbeitet) bin ich um die gegenwär- tigen und zukünftigen Formen des Erinnerns allgemein besorgt, die reflek- tierte Wissensvermittlung nicht ersetzen, aber auch nicht auf eine solche verzichten kann. Wie wollen wir, dass in Zukunft von den Jägerstätters gedacht und gesprochen und wie an sie erinnert wird. Als Leiter wiederum steht man vor dem komplexen organisatorischen Aufwand, das Institut als Ort der Dokumentation und Archivierung, als Ort der wissenschaftlichen Analyse und schließlich noch als Ort einer impulsgebenden Lern- und Gedenkarbeit aufzubauen. Hierfür werden wir im Bereich der Informati- onstechnologien viel an Infrastruktur schaffen und uns als Plattform ein- bringen, um dem langfristigen Ziel gerecht zu werden, das materielle und immaterielle Erbe von Franz und Franziska Jägerstätter zu bewahren und weiterzutragen. Aus menschlicher Perspektive schließlich darf man sich schlichtweg glücklich schätzen, eine so bereichernde Aufgabe übertragen zu bekommen. Das Arbeitsumfeld im Haus, innerhalb der KU, der Diöze- se und darüber hinaus ist ein sehr positives und trägt zum Gelingen des Projektes bei.
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Franz und Franziska Jägerstätter Institut




























































































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