Page 23 - Brücke 11 2018
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Jägerstätter im Wandel
Die intensive Auseinandersetzung mit Jägerstätter ist faszinierend und dennoch nicht immer nur einfach, weil es heißt mit Ambivalenzen umzu- gehen und auszuhalten. Das wird auch in der zukünftigen persönlichen wie gemeinschaftlichen Beschäftigung bleiben, so es man es sich nicht zu einfach macht und schwarz-weiß eine bewundernde oder verurteilende Haltung einnimmt. In der langen Rezeption Jägerstätters in Kirche, Kunst und Gesellschaft ist beides zur Genüge bezeugt. Unwidersprochen bleiben aber auch die Veränderungen und Positionsverschiebungen der vergan- genen 75 Jahre seit dem Märtyrertod. Die Seligsprechung im Jahr 2007 ist hier sicherlich ein Meilenstein, der die vielen kleinen Schritte aber nicht überdecken sollte. Der Wandel ist im Jahr 2018 interessanterweise an dem Punkt angelangt, dass eine dezidiert ablehnende Haltung zu Jägerstätter und seiner Seligsprechung – was seinerzeit durchaus keine radikale Ein- zelmeinung darstellte – im politischen Diskurs so geringe Duldung erfährt, dass sie buchstäblich den Job kosten kann. Auch diesen Wandel mit seinen vielseitigen Kontexten gilt es zu erforschen.
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