Page 4 - Unsere Brücke 11 2016
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Mag. Georg Winkler Univ.-Ass.
Wie wohl für alle Eltern, waren die Geburten unserer beiden Kinder für meine Frau und mich wunderbare Ereignisse. Und wie für viele andere Eltern auch, war es für uns selbstverständlich, dass wir un- seren Sohn und unsere Tochter taufen lassen wollten. Doch – um ehrlich zu sein – wieso eigentlich? Warum eigentlich diese Feier, die ja schließlich nicht irgendeine ist, sondern eines der Sakramente der Kirche? Rein aus Konvention, weil wir selbst getauft sind? Oder weil wir mit der Familie ein schönes Fest feiern wollten?
Für uns war es ein Zusammenspiel verschiedener Gründe. Ein wesent- licher war sicherlich die überschäumende Freude darüber, dass unser Sohn bzw. unsere Tochter nun auf der Welt waren. Ein neuer Mensch war in unsere Mitte getreten, und da kann man nicht einfach so wie- der zur Tagesordnung übergehen. Das kann, nein darf nicht klamm und heimlich hingenommen werden. Das gehört gefeiert! Für uns war schnell klar, dass wir diese Feier auch nicht nur im kleinen Kreis hal- ten wollten. Denn wir wollten für unser Kind zum Ausdruck bringen: Du bist bei uns, du bist nicht alleine. Deine Eltern, Großeltern, Tanten, Onkeln, Cousins und Cousinen und viele weitere Verwandte begleiten dich auf deinem Lebensweg. Wir alle sind mit dir auf dem Weg und werden dir zur Seite stehen.
Das ist gewiss ein guter Grund zum Feiern. Aber: Warum nicht einfach nur in einem Gasthaus? Oder bei gemütlichem Beisammensein in den eigenen vier Wänden? Wir wollten unsere Kinder taufen lassen, weil dadurch auch noch mehr zum Ausdruck kommen sollte. Uns war
es wichtig, unsere Kinder nicht nur in der Familie willkommen zu heißen, sondern auch noch in eine andere Gemeinschaft zu stellen.
In eine Gemeinschaft von Menschen, die ihr Leben nach gleichen Grundüberzeugungen ausrichten, die eine sehr ähnliche Vorstellung von einem guten Leben und gelingendem Zusammenleben haben, die ihr Leben am gleichen Glauben orientieren wie wir. Kurz gesagt: in die Kirche. Uns war es wichtig deutlich zu machen, dass auch die Kirche, das heißt all die Menschen, die dieses Haus mit Leben füllen, eben-
so mit auf dem Weg sind. In unserer damaligen Pfarre wurde dieser Gedanke geteilt, weshalb eine Vertreterin des Pfarrgemeinderates die Tauffeier besuchte, uns am Ende ihre Glückwünsche aussprach und unser Kind herzlich in der Pfarre willkommen hieß – eine wirklich schöne Geste.
Und da ist noch einer gemeinsam mit uns unterwegs: Gott. Für meine Frau und mich war es wichtig, dass wir bei der Feier zum Lebensbe- ginn unserer Kinder auch ganz bewusst Gott in unsere Mitte bitten. Er ist der Gott des Lebens, der uns Menschen auf unseren individuellen
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Taufe: Ja – aber warum eigentlich?


































































































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