Page 21 - Brücke 06 2017
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– auch außerhalb der Kirche – nicht zu stören.
Diese besondere christliche Berufung hat Folgen für das Theologiestudium. Theologie zu studieren ist viel mehr,
als einer Erwartungshaltung gerecht zu werden, und ganz sicher ist es keine „Ferti- gungsstraße“ für den späteren Beruf. Theologische Bildung ist nicht allein Aneignung von Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kompetenzen, die ein poten- tieller Arbeitgeber von mir erwartet. Eine solche Studi- enhaltung greift deutlich zu kurz, und wird dem Anspruch der christlichen Botschaft auch nicht gerecht.
Stattdessen geht es im The-
ologiestudium auch darum,
sich seiner eigenen Person
und seines eigenen Potentials
bewusst zu werden, seine ganz
persönlichen Stärken und
Talente zu erkennen, diese
weiter auszubauen und zu
entfalten. Ziel ist es, in der
Auseinandersetzung mit dem
fachlichen Gegenstand genau
hinzuschauen und hinzuhören, wo die eigene Berufung liegt. Damit das gelingt, braucht es eine grundsätzliche Offenheit für Neues und Anderes, den Mut zur Veränderung, aber auch die Bereitschaft zur kritischen Selbstre exion, zur Irritation, ja zum Kon ikt mit meinem Gegenüber – um gemeinsam daran zu lernen und weiter zu kommen. Wenn ich in mich hineinhöre, wenn ich hinhöre, wenn ich mich hi- nein nehmen lasse in Gottes Ruf, seine Berufung für mich, dann kann etwas Großes entstehen.
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