Page 4

bruecke_06_2016

2 „Aus ist Aus!“ „Aufwieeeeederseeehen!“ (Meine Erfahrung aus dem Schulpraktikum) Es war die letzte Unterrichtsstunde des Tages und ich sollte in der Klasse 2A zum ersten Mal alleine unterrichten. Ich kämpfte mit Beklommenheit und versuchte die Stunde gemäß meiner Unterrichtsvorbereitung zu gestalten. Die Hauptinhalte habe ich, meiner Einschätzung nach, erfolgreich hinter mich gebracht. Zum Schluss bin ich am letzten, aber wichtigsten Teil des Unterrichts angelangt, dem „Transfer“. „Also liebe Kinder, i hob no wos für euch vorbereitet und es ist…“, versuchte ich in ihrer vertrauten Mundart zu reden. Doch der Glockenklang zwang mich zum schnellen Halt und im selben Augenblick schallte es, als wäre es vorher einstudiert gewesen: „Aus iiiiist Aus!“. „Das war aber ungehörig“, verurteilte ich in meinem Inneren mit verzogener Miene. „Aufwieeederseeeehen“, drang es wieder in meinem Ohr und sofort verwandelte sich im Sekundenbruchteil meine Bestürzung zu einem Lächeln. Diese kurz geschilderte Erfahrung war eine meiner ersten Eindrücke in der Volkschule in Götzens in Tirol, wo ich sieben Wochen lang als Lehrpraktikant im Religionsunterricht tätig war. Es war, im Grunde genommen, ein sehr kurzes, erschütterndes aber auch einschneidendes Ereignis. Dennoch prägte die Grundbotschaft dieses Ereignisses meine weiteren Schulpraktika, sowohl in der Neuen Mittelschule in Zirl, als auch in der Berufsschule in Innsbruck. Aber was wollten mir die Kinder vermitteln? Dazu meine Überlegung. Mit diesen kurzen Sätzen wollten die Kinder die folgende Grundbotschaft zum Ausdruck bringen: „Aus ist aus mit Ihrem hochtheoretischen, universitätsartigen und vortragsähnlichen Unterrichtsstil. Gerade in der letzten Stunde des Tages hat der Glockenklang uns aus Ihrer Gewalt befreit. Endlich haben wir Ihre Frontalunterrichtsmethode durchgestanden. Sie müssen wieder zum Arbeitstisch zurückkehren und lernen sich auf unsere Ebene zu bücken. Wir meinen es aber nicht böse. Wir wissen wohl, dass Sie Lehrpraktikant sind, dennoch sehnen wir uns nach schönen gemeinsamen Stunden mit Ihnen, deswegen das ‚Aufwiedersehen‘.“ Diese indirekte Rückmeldung wurde von mir schwermütig angenommen, hat mich zum Arbeitstisch zurückgezwungen. Ich habe einiges überarbeitet und zu erneuern versucht und bin zu einem besseren Ergebnis gekommen. Seit dem habe ich nur mehr ‚Aufwiedersehen‘ gehört. Es war im Großen und Ganzen ein erfahrungsreiches und mutiges sich in die Schulwelt Österreichs Hineinwagen und ich bin voll begeistert und dankbar, dass sich mir diese Gelegenheit bot. Mein aufrichtiger Dank gilt all jenen, die mich in irgendeiner Weise auf diesem Weg ein Stück weit unterstützt haben. Francis Abanobi Seminarist


bruecke_06_2016
To see the actual publication please follow the link above