Page 6 - Unsere Brücke / Dezember 2022 bis Juni 2023
P. 6

 DSA Mag.
Wilfried Scheidl Leiter Regional Caritas Caritas Oberösterreich
2002 - eine Kirche wird neu gebaut: St. Theodor in Köln Kalk. Inmitten eines Stadtgebietes, das geprägt ist von Armut, Arbeits- losigkeit und der Perspektivlosigkeit vieler Bewohner*innen. Aber auch von einer Kirchengemeinde mit ihrem Pfarrer Franz Meurer,
die auf Eigeninitiative und Solidarität setzt. Und daher findet man
im Kellergeschoss dieser Kirche Räume für die Ausgabe von Lebens- mitteln, Werkstätten für die lokalen Reparaturinitiativen (z.B. für kaputte Fahrräder), eine Ausgabestelle für Kleidung und sogar einen Raum für einen Gabelstapler. Letzterer bietet die Möglichkeit rasch einen Staplerschein erwerben zu können: eine hilfreiche Qualifikation für ungelernte Arbeitskräfte!
Der Grundauftrag Caritas wird hier ernstgenommen: auf dem sozialen Engagement setzt der Kirchenbau auf, im Erdgeschoss wird die Litur- gie gefeiert, im Keller erleben die Menschen konkrete Solidarität.
Die gelebte Solidarität verschafft der Kirche Glaubwürdigkeit im Viertel - „die reden dann nicht nur schön“, sondern sind wirklich konkret hilfreich!
Die Caritas OÖ versteht sich als ein wichtiger Teil dieser solidarischen Kirche. Über die letzten Jahrzehnte gewachsen, mehr und mehr pro- fessionalisiert, setzt sie an verschiedensten Ecken und Enden an und versucht Solidarität umzusetzen.
Drei Brennpunkte seien hier genannt, die die Caritas derzeit besonders fordern: vermehrte Anfragen in unseren Beratungsstellen angesichts der derzeitigen Teuerungswellen, Unterstützung von Menschen mit Pflege- und Betreuungsbedarf und die Arbeit mit geflüchteten Men- schen. Überall wird es knapp, so ist auch die Caritas herausgefor-
dert durch einen massiven Mangel an Personal und manchmal auch fehlender Ressourcen für die betroffenen Menschen.
Schafft das die Caritas also alleine? Nein, und sie soll es auch nicht! Gemeinsam mit den Engagierten der Pfarrgemeinden, den vielen Freiwilligen, die anpacken, schaffen wir mehr! Hilfe für Menschen in Not, Sorgearbeit für Menschen mit Pflegebedarf, Integration vor Ort für geflüchtete Menschen: all das wird nur klappen, wenn wir unsere Stärken zusammenlegen.
Das Fachwissen der diözesanen Caritas, die Nähe und das Wissen der lokalen Kirche um die im Sozialraum verborgenen Ressourcen. – So werden für viele Problemlagen Lösungen möglich. Und so werden wir zu einer Kirche, die Solidarität vor Ort ausbuchstabiert und so wächst hoffentlich zusammen, was zusammen gehört: der pastorale und der soziale Dienst der Kirche! In klassischer Terminologie ausge- drückt: die Realpräsenz Christi erfahren wir nicht nur in der Euchari- stie, sondern auch in der Begegnung mit den Armen und Bedrängten (Mt 25,40).
4
Eine Kirche auf festem Fundament





















































































   4   5   6   7   8