Page 5 - Unsere Brücke / Dezember 2022 bis Juni 2023
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 und karitative Handeln der Kirche aber gerade in modernen Gesell- schaften. Es erschöpft sich hier nicht mehr in der unmittelbaren Fürsorge für Bedürftige, sondern zunehmend im Eintreten für menschenwürdige Lebensbedingungen und eine solidarische Sozial- politik sowie in der Mitwirkung besonders der kirchlichen Wohl- fahrtsorganisationen im Arrangement des Sozialstaats. Seit dem
19. Jahrhundert gehört das organisierte soziale Engagement von Kirche, Caritas und Orden zu den prägenden Merkmalen des gesell- schaftlichen Zusammenlebens und der Sozialpolitik in Österreich.
Im diakonischen Handeln der Pfarren, der Verbände, der Orden und der Caritas entwickelt sich die Kirche – theologisch gesprochen
– zum Zeichen der Gegenwart Gottes in der Welt und – religions- soziologisch gesprochen – zur „öffentlichen Religion“: Die Gemein- schaft der Gläubigen verwirklicht ihren diakonischen Auftrag als zivilgesellschaftliche Akteurin in der weltanschaulichen Pluralität der Gesellschaft unseres Landes, sei es im Gesundheitswesen, in den Beratungsaufgaben und Hilfeangeboten der Caritas, in der Betreuung von Älteren, in der Unterstützung von jungen Menschen oder in der Assistenz von Menschen mit Beeinträchtigungen. Die diakonische Sprache des Glaubens trifft hier offenbar nach wie vor auf eine lebendige Resonanz weit über das „religiöse Feld“ hinaus, bis weit in die Öffentlichkeit hinein.
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