Page 24 - Unsere Brücke / Dezember 2022 bis Juni 2023
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Reflexion meines Arbeitsweltpraktikums
   Alex Bukenya Matovu Seminarist
Zur Ausbildung eines Priesters gehört ein Praktikum in der Arbeitswelt. Durch diese Aktivität können Seminaristen besser verstehen,
wie Menschen (Christen) ihren Lebensunterhalt verdienen und wie
ihr beruflicher Alltag aussieht.
Um diese Anforderung zu erfüllen, habe ich mein Praktikum bei VFI (oils for life) absolviert. Das Unternehmen stellt pflanzliche Öle und Fette her und vertreibt sie in ganz Europa. Während meiner Zeit im Unternehmen war ich in der Abteilung für Verladung und Tankmanage- ment tätig. Diese Abteilung hatte mehrere Aufgaben. Ich hatte die Aufga- ben: Beladung und Entladung von Tankzügen und Ölprobenziehung für die Analyse im Labor. Die Arbeit erforderte viel Bewegung, da es sich um einen Logistikauftrag handelte. Es war ein Zwei-Schicht-Betrieb: Die erste Schicht dauerte von 6.00 Uhr bis 14.00 Uhr und die zweite von 14.00 Uhr bis 22.00 Uhr. Man musste immer bereit sein, jede Woche von einer Schicht in die andere zu wechseln.
Die einzige Herausforderung bei der Schichtarbeit bestand für mich darin, meine Gottesdienstzeiten und auch meine Schlafzeiten einzuhal- ten. An meinem ersten Arbeitstag wurde ich von den Mitarbeiter*innen als Priester begrüßt, da in meinem Lebenslauf stand, dass ich Priester werden wollte. So wurden mir oft Fragen zur Kirche gestellt, und wir diskutierten fast jeden Tag darüber. Wir diskutierten hauptsächlich über die Themen: Zölibat, die Macht in der Kirche und über die Ehe.
Meine Erfahrung in der Theologie befähigte mich, einige Fragen zu beantworten. Außerdem habe ich nicht nur die Fragen beantwortet,
die mir gestellt wurden, sondern habe auch darauf geachtet, was andere Leute zu den Themen sagten. Meine Rolle war ähnlich wie die eines Moderators. Einige der Mitarbeiter*innen hatten die Kirche verlassen und erzählten mir auch, warum sie die Kirche verlassen hatten. Andere Arbeitnehmer*innen baten mich aber auch, für sie zu beten, und sie vertrauten mir auch ihre Anliegen an.
Wegen der vielen Diskussionen habe ich beschlossen, weiterhin theolo- gische Bücher zu verschiedenen Themen zu lesen, um mich besser an solchen Diskussionen beteiligen zu können. Denn die Leute erwarten von mir, dass ich vieles weiß und ihnen Antworten, Ratschläge und Lösungen gebe. Eine weitere Lektion, die ich gelernt habe, ist, dass man sich die Standpunkte der Menschen zu verschiedenen kirchlichen The- men anhören sollte. Außerdem fühlte ich mich motiviert, mehr Zeit mit Beten zu verbringen, weil die Kollege*innen immer wollten, dass ich für ihre Anliegen bete. Während meiner Zeit im Praktikum habe ich ein besseres Verständnis für das Gebet gewonnen und dafür, wie wichtig es ist, für andere bei Gott Fürsprache einzulegen, was Priester ja tun sollen.
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