Page 18 - unsere brücke
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  Klemens Langeder Seminarist
„Vielmehr habe ich euch Freunde genannt“ (Joh15,15)
Freude und Friede sucht jeder Mensch. Unser Herz sehnt sich da- nach, und eigentlich wissen wir nicht einmal warum. Es ist halt so, und wir gewöhnen uns daran. Man sucht Freude und Friede in ver- schiedensten Dingen. Man lernt aber mit der Zeit, dass es verschiede- ne Varianten davon gibt. Manchmal entpuppt sich ein Versprechen als Fehlschlag, und es raubt uns am Ende mehr Freude und Frieden. Manchmal sind der Friede und die Freude nur oberflächlich und auch schnell wieder weg. Manchmal sind sie aber doch tiefer. Diese Variante, so glaube ich, sucht der Mensch eigentlich. Es ist eine Art von Freude und Friede, die nicht in den Gefühlen sitzt, sondern un- ser ganzes Wesen erfüllt. Ich glaube, dass diese Sehnsucht nicht zu- fällig ist, sondern von Gott in uns eingepflanzt wurde, damit wir etwas suchen. - Nämlich die Gemeinschaft mit Gott.
Der Weg, der uns zu dieser Gemeinschaft führt, ist uns in Jesus Christus geschenkt (Joh 14,6). Er bietet uns seine Freundschaft an, damit wir ihn immer besser kennen- und immer mehr lieben lernen. Durch Ihn werden wir im Heiligen Geist zum Vater geführt. Diese Aussage kann sich aber leicht etwas theoretisch anhören, darum möchte ich dies aus der Lebensperspektive anschauen.
Das Fundament für die Freundschaft mit Christus finden wir in der Heiligen Schrift. Die zweite Person der Dreifaltigkeit – durch den alles geworden ist und ohne den nichts geworden ist – wurde Mensch (Joh 1,2-14). Gott hat einen menschlichen Leib angenommen und ist auf der Erde gewandelt – ganz Gott, ganz Mensch. Er ist gekreuzigt worden, aber von den Toten auferstanden. Und dies ist die wunder- bare Nachricht, die wir in den Festzyklen im Jahreskreis immer wie- der betrachten.
Sie werden sich fragen, wo jetzt die Lebensperspektive ist, von der ich gerade noch gesprochen hatte? Ich denke, dass „Zeit-miteinander- verbringen“ und „Das-Gute-für-den-Anderen-wollen“ zum Funda- ment einer jeden Freundschaft gehören. Wenn Freundschaft mit Christus möglich sein soll, dann muss auch sie auf einem stabilen Fundament stehen. Dieses Fundament bieten die Heilige Schrift und jene Grundwahrheiten des Glaubens aus dem letzten Absatz.
Der erste Teil meiner Freundschaftsbeschreibung – „Zeit-miteinander- verbringen“ – führt uns zum Gebet.1 Der zweite Teil – „Das-Gute- für-den-Anderen-wollen“ – braucht das Kennenlernen des anderen. In diesem Punkt ist es interessant und hilfreich, sich an ein paar Bei- spielen anzusehen, wie Jesus und seine Jünger dies gelebt haben.
Dabei ist die Frage Jesu an die Jünger, für wen sie ihn halten (Lk 9,22) ein erster Anhaltspunkt. Für Jesus war es wichtig, dass die Jünger ihn
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