Page 10 - Brücke 11 2018
P. 10

 Dr. Stefan Ulz Spiritual im Propädeu­
tikum und im Priester­ seminar Linz
Ein Blick auf die neue Rahmenordnung für die Formung der Priester
Veränderungen in Gesellschaft und Kirche – diese gibt es zweifel-
los – verlangen Veränderungen in dem, wie der Glaube gelebt und verkündet werden muss, damit die Botschaft Christi die Menschen heute erreichen kann. Dazu bedarf es Priester, die so geformt werden, dass sie der bleibend aktuellen Botschaft der Kirche dienen können. Papst Franziskus hat aus diesem Grund eine Erneuerung der Prie- sterausbildung angestoßen.
Ende 2016 trat, nach längerer Vorbereitung, die von der Kongre- gation für den Klerus verfasste neue Ratio Fundamentalis 1 (Rah- menordnung für die Priesterausbildung) in Kraft. Sie bildet für die Weltkirche die Basis, auf der die einzelnen Bischofskonferenzen entsprechend den gesellschaftlichen, kulturellen und kirchlichen Gegebenheit ihre lokalen Rahmenordnungen erstellen sollen. Auch für Österreich wird diese gerade erarbeitet.
Hier kann keine ausführliche Präsentation erfolgen, sondern ich möchte einfach einen Blick darauf lenken, was die wesentlichen neuen bzw. verstärkt betonten Akzente sind. Diese enthalten wert- volle Impulse nicht nur für die Zeit der Ausbildung vor der Priester- weihe, sondern darüber hinaus für das gesamte Leben der Priester, ja grundsätzlich für das Leben in der Nachfolge Jesu. Sie sind folglich in der Einleitung vorgestellt als Charakteristika für den gesamten Weg der Aus-, Fort- und Weiterbildung.
Unter der Überschrift Merkmale und grundlegende Inhalte heißt es: „Angefangen von der Zeit im Seminar wird der Ausbildungsweg der Priester in der vorliegenden Ratio Fundamentalis durch vier Merkmale als ständige, ganzheitliche, gemeinschaftliche und mis- sionarische Formung beschrieben.“2 Diese vier Merkmale bilden das Vorzeichen für alle anderen Inhalte und bilden den Geist der Priesterbildung. Wie ein mathematisches Zeichen vor einem Klam- merausdruck den gesamten Inhalt bestimmt bzw. – bei einem Mi- nuszeichen vor der Klammer – verändert, so prägen die erwähnten Charakteristika die gesamten Inhalte – in diesem Fall positiv im Geist des Evangeliums – und verleihen ihnen Sinn. Hier ein erster Blick auf diese Merkmale:
1. Merkmal: ständige Formung
Nicht allein die Ausbildungszeit im Priesterseminar (und davon vielleicht nur diejenige Zeit, die gemeinsam in der Seminar- gemeinschaft verbracht wird) gehört zur Formung der Priester,
8
Priesterausbildung im Wandel























































































   8   9   10   11   12