Page 17 - Brücke 11 2017
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über Karl Rahner gelernt habe, als in DER Rahner-Stätte Innsbruck. Auch das Zweite Vatikanische Konzil habe ich hier aus einem an- deren Blickwinkel kennengelernt. Umgekehrt gibt es auch Fragen,
in denen ich eher den Innsbrucker Zugang bevorzuge bzw. für reifer halte. Was mich in Spanien überrascht hat, ist die sehr große Präsenz deutschsprachiger Theologie. Wenn ein Professor hier nicht gerade ein römisches Dokument zitiert, so zitiert er in gefühlten 90% der Fälle einen deutschsprachigen Theologen. Theologen, die man in unseren Breiten als zwei schwer miteinander vereinbare Positionen sieht, die für zwei unterschiedliche Schulen stehen, werden hier manchmal mühelos in ein und demselben Absatz zitiert. Überhaupt scheint mir, dass die innerkirchliche Polarisierung zwischen konser- vativ und progressiv, die mir auch in Deutschland und Österreich zu schwinden scheint, hier keine so große Rolle in den Köpfen spielt.
So ist das Studium für mich eine sehr bereichernde Zeit für mei- nen Glauben. Ich fühle mich auch gegenüber den Gläubigen, denen diese intensive Auseinandersetzung nicht möglich ist, verp ichtet, weil ich durch das Studium umso mehr jemand sein sollte, der auf Fragen, die sich den Menschen im Hinblick auf unser Glaubensgut stellen, eine Antwort geben können sollte. Und doch sehe ich mich immer wieder mit der Grenze konfrontiert, die zwischen dieser Welt und der Herrlichkeit Gottes besteht. So bleibe ich ein Gottsuchender, der schon in dieser Welt stets tiefer in Gottes Wahrheit einzudringen sucht.
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