Page 13 - Brücke 11 2017
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 Ich wurde nachdenklich und mitleidend einerseits, wegen des Schicksals, das uns noch verborgen war und andererseits, wie meine Eltern, vor allem meine Mutter, ihre zwei Töchter davon überzeugen würde, Männer anderer Konfession nicht zu heiraten. Dass dies eine große Herausforderung wird, war mir ganz bewusst, denn meine Mutter war geborene Anglikanerin und wurde zum Zeitpunkt der Heirat selbst Katholikin. Sie hatte damals ganz frei diese Entschei- dung treffen können und nun steht sie vor der Aufgabe zu verhin- dern, dass der Schritt in der umgekehrten Richtung, den sie damals gemacht hat, nicht von ihren Töchtern gemacht wird.
Es war unmöglich, mich gedanklich von dieser Problemlage zu verabschieden, denn die Situation wurde nicht besser. Das Thema blieb ein hochspannendes und heikles Thema, ein Dorn im Fleisch. Gegen das Ende meines Theologiestudiums war der Entschluss reif, der Sache bis an die Wurzeln nachzugehen und die Ergebnisse als Diplomarbeit vorzulegen. Die offenen Fragen, die wie ein Band mein Interesse am Thema bis zum Letzten gefesselt hatten, sind beispiels- weise: Wie steht die Gesamtkirche konkret zur konfessionsverschie- denen Ehe? Warum müssen die Eltern die Folgen der Entscheidung erwachsener Kinder tragen? Wie lässt sich die höchstkirchliche Strafe der Exkommunikation in diesen Fall verstehen und rechtferti- gen? Liegt da nicht etwas falsch, da vor allem in Bezug auf diese Pro- blemlage der Exkommunikation in den Nachbardiözesen eine andere Praxis herrscht? Welche Rolle spielt die Tradition im ganzen Gesche- hen? Das sind wesentliche Punkte, um nur einiges zu erwähnen.
Meiner Mutter habe ich die Arbeit gewidmet, weil ihr Glaubensweg mich zum Denken angeregt hat.
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