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 Mag. Francis Abanobi Pastorallehrgang
Konfessionsverschiedene Ehepraxis
in der Diözese Awka im Südosten Nigerias (Igbo): Hindernisse und pastorale Lösungsvorschläge
Diesem Thema habe ich meine Diplomarbeit in der Theologie gewidmet. Das Interesse an diesem Thema hat die jahrzehnte lange Problemlage in der Teilkirche Awka in Nigeria geweckt. Die Kon ikte und die extrem aufgeheizte Situation, die sich jedes Mal in Fällen von konfessionsverschiedenen Ehe ergeben, haben natürlich Wunden hinterlassenen. Das habe ich persönlich auch als schmerzhaft wahr- genommen. Als junger Erwachsener habe ich mitfühlend mit meiner Mama einmal ein Gespräch geführt: „Warum sind Frau Theresa,
Frau Julia und Frau Monika, die ich immer in der Kirche gesehen habe, unverheiratet?“ Dafür habe ich von meiner Mama die bis jetzt verbreitete Erklärung bekommen: „Es ist verboten, dass eine katho- lische junge Frau einen Mann anderer Konfession (z.B. einen Angli- kaner) heiratet. Es sei nur möglich, wenn der zukünftige Ehemann sich bereiterklärt, katholisch zu werden und sich katholisch trauen zu lassen.“ „Was ist mit einem katholischen Mann gemeint“, fragte ich weiter. „Er darf schon eine katholische Frau heiraten. Es ist sogar der Wunsch der Kirche, dass Getrennte von der katholischen Kirche durch diesen Weg wieder zu ihr  nden.“ Eine wunderschöne ambi- tionierte Zielsetzung, aber, die Antwort war alles andere als befriedi- gend. In meinen jungen Gedanken habe ich sofort feststellen können, dass irgendetwas nicht stimmte. Ich gab nicht auf.
Eine weitere Frage an meiner Mutter lautete: „Und was passiert, wenn entgegen dieses Gesetzes eine katholische junge Frau einen Mann einer anderern Konfession heiratet?“ „Die Eltern der betrof- fenen Frau werden mit dem Ausschluss von den kirchlichen Sakra- menten bestraft, wie etwa die Eltern von Elisabeth, Martha, Patricia usw.“, gab meine Mutter zur Antwort. Der Zusammenhang war nun auch klar, warum die genannten Eltern nicht zur Kommunion gehen durften, und warum die in der Zwischenzeit Verstorbenen, kein kirchliches Begräbnis erhalten haben.
Meine Unbehaglichkeit kannte keine Grenzen. Die Lage ist offen- sichtlich schief! Meine Mama habe ich weiter zur Rede gestellt, denn ich war neugierig, wie sie in so einer Situation reagieren würde. Ob sie zusehen würde, wie ihre zwei Töchter ledig bleiben müssen aufgrund dieses Gesetztes oder ob sie bereit wären, von den Sakramenten ausgeschlossen zu werden. Darauf wurde meine Mama sehr unruhig. „Gott wird ihnen helfen, dass sie katholische Männer kennenlernen. Ok, keine weitere Frage mehr. Du muss jetzt deine Hausaufgabe machen.“ So kam unser Gespräch zum Ende. Doch ihre große Sorge hing in der Luft. Man konnte es spüren.
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