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32 …weil ich keinen Bezug zur Kirche habe! Es war eine sehr bereichernde Erfahrung bei der Kirchenbeitragsstelle, wo ich im Sommer ein vierwöchiges Praktikum machen durfte. Unter anderen durfte ich zuhören und mitreden bei den Gesprächen, Telefonaten und beim Beantworten der Emails. Es hat mich zutiefst berührt zu sehen, die verschiedenen Probleme, warum viele Katholikinnen und Katholiken den Kirchenbeitrag nicht zahlen bzw. aus der Kirche austreten. Es war auch spannend zu hören, was die Menschen wirklich denken. Viele meinen, dass die Kirche ihnen einfach nichts bringt. Das größte Problem ist nicht, dass der Beitrag zu hoch ist, sondern dass sie keine Bindung mehr zur Kirche haben und sie finden es dann total unnötig solche Beiträge zu leisten für eine Gesellschaft zu der sie keinen Bezug mehr haben. Häufig möchten vor allem junge Menschen aus der Kirche austreten, da kein Bezug zu dieser vorhanden ist. Da diese aber durch die Eltern bei der Taufe zu Mitgliedern dieser Gemeinschaft gemacht wurden, wird der Austritt spätestens dann interessant, wenn der erste Zahlschein eintrifft was zumeist kurz nach dem ersten Gehalt der Fall ist. Jeder Austrittswillige bekommt einen persönlichen Brief von Diözesanbischof, in dem er bittet, den Schritt noch einmal zu überdenken. Gleichzeitig bietet die Diözese Gespräche mit Seelsorgern an, die die Betroffenen von den Vorteilen der Kirche überzeugen möchten. Doch dieses Angebot wird leider von vielen nicht wahrgenommen. Als angehender Priester, stelle ich mir viele Fragen für meinen zukünftigen Beruf. Die Kirche lebt mit, von und für die Menschen. Deshalb halte ich es für wichtig, dass der Seelsorger sich bemüht in Kontakt zu kommen mit dem Leben der Leute und ihren konkreten Erfahrungen, nicht nur in der Kirche sondern auch in der Gesellschaft. Es macht viel aus im Leben der Mitglieder, wenn sie jemanden „von der Kirche“ persönlich kennen. Außerdem merken wir im Leben von vielen Menschen, dass die Zeit längst vorbei ist, dass man selbstverständlich die Notwendigkeit Gottes in der Welt akzeptiert. Wir sollten jetzt die missionarische Kraft der Kirche nochmals entdecken. Es sind da immer viele Vorschläge, wie man mit der gegenwärtigen Situation umgehen kann aber fast jeden Vorschlag fängt an mit den Worten: die Kirche soll… Ich frage mich auch ständige, wer diese Kirche sei, wenn nicht ich und du; und was kann ich als Individuum dazu beitragen, um den Auftrag Gottes in der Welt fortzusetzen?! Wir sollen nicht nur beim Jammern um die Ausgetretenen bleiben. Die größere und wichtigere Frage wäre, was wir mit den bestehenden Mitgliedern anfangen wollen, damit sie die Freude an Gott neu entdecken können. Die Glaubensfreude und der Schwung vom Papst Franziskus ist uns dazu eine große Hilfe. Maximus Nwolisa Seminarist


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