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16 Feier der Eucharistie und unser Alltag – dankbar und barmherzig in der Nachfolge Christi Jede Eucharistiefeier erinnert uns an die unendliche Liebe und Barmherzigkeit Gottes und macht die heilende und stärkende Nähe des Herrn erlebbar und wirksam. Der hl. Thomas von Aquin nennt das Abendmahl „Sakrament der Liebe“, denn die grenzenlose Liebe Jesu zu uns Menschen veranlasste ihn, sich darin selbst ganz zu schenken. „Er tat es, damit wir“ – so der hl. Alfons von Liguori – „nie an seiner Liebe zweifeln könnten. Als ob unser Erlöser uns sagen wollte: Menschen, wenn euch jemals ein Zweifel an meiner Liebe kommen sollte, schaut, ich schenke mich in diesem Sakrament! Mit einem solchen Pfand in Händen könnt ihr doch wahrhaftig nicht zweifeln, dass ich euch liebe, ja sehr liebe.“ In seiner Enzyklika Ecclesia de eucharistia (11) nannte Papst Johannes Paul II. die Eucharistie „das große Geheimnis, das Geheimnis der Barmherzigkeit“. Was hat aber die Feier der Eucharistie mit unserem Leben und unserem Alltag zu tun? Sind das nicht ganz verschiedene Wirklichkeiten? – Henri J. M. Nouwen (1932- 1996), schreibt in seinem Buch „Die Kraft seiner Gegenwart. Leben aus der Eucharistie“: „Wie kann mein ganzes Leben von der Eucharistie geprägt sein, und was kann die Feier der Eucharistie dazu beitragen? Ich muss darauf meine eigene Antwort finden. Ohne diese ganz eigene Antwort könnte es sein, dass die Eucharistie zu nicht sehr viel mehr als einem hübschen Ritual wird.“ Wir müssen uns immer wieder fragen: Was bedeutet die Eucharistie für mein Leben? Wie wirkt sich die Eucharistiefeier auf unser Miteinander? Wir feiern Eucharistie – leben wir dann auch eucharistisch? Während der Verfolgung unter Kaiser Diokletian erklärten die Märtyrer von Abitana ihren Richtern: „Wir können nicht auf unsere Versammlungen am Sonntag verzichten. Wir können nicht ohne das Mahl des Herrn leben.“ Schon die frühen Christen aus der Zeit der Verfolgung hatten verstanden, dass die Feier der Eucharistie zu ihrer Identität gehörte; sie war die Quelle, aus der sie lebten, denn sie war für sie die dichteste Weise der Gegenwart Christi. Die Eucharistie ist von allem Anfang an das Kostbarste, das wir als Kirche haben – sie ist das Herz der Kirche! Das II. Vatikanische Konzil betont in Lumen Gentium (11), dass die Eucharistie „Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens“ ist. Auch da sehen wir: Die Eucharistie ist nicht bloß ein hübsches Ritual für sich, sondern Quelle der göttlichen Kraft. Mit dieser Kraft gestärkt, werden wir am Ende jeder Eucharistie in unseren Alltag, zu unseren Mitmenschen und in die heutige Welt ausgesandt. P. Janusz Turek Redemptorist


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