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bruecke_11_2015

8 …von Innen nach Außen Erfahrungen aus dem Sozialpraktikum Vielleicht kennen Sie diese Begegnungen mit Menschen, die einen prägenden Eindruck hinterlassen, die einem zum Nachdenken geben. Bei meinem Sozialpraktikum durfte ich so einem Menschen begegnen, von dem ich nun erzählen möchte: Die Wärmestube der Caritas OÖ ist ein Ort, wo Menschen ein warmes Essen und Möglichkeiten zur Dusche bekommen oder einfach nur Gespräche mit Menschen in ähnlichen Situationen führen können. Ich durfte dabei in der Essensausgabe helfen und Gespräche mit den Gästen führen. Die Bekanntschaft mit Alois (verfremdeter Name), der sein Berufsleben mit einer Arbeit im Straßenbau begann und bei der Errichtung von Tunnel mit dem Presslufthammer Stollen grub, hat mich sehr beeindruckt. Dieser Arbeit ging er einige Jahre nach, weswegen er auch eine schmerzende Schulter hat. Nach einiger Zeit gab er diese Arbeit aus Gesundheitsgründen auf und wechselte in einen Sozialberuf, um Menschen helfen zu können. Jetzt funktioniert sein Kurzeitgedächtnis nicht mehr wirklich und er lebt in einer ihm immer fremder werdenden Welt, da er sich hauptsächlich nur noch an sein Leben von vor 20-30 Jahren erinnern kann. Der Gedächtnisverlust wird wohl immer stärker und daneben hat er noch Krebs, der ihm viele Schmerzen bereitet. Was mich dann sehr verblüfft hat, war die Art, wie dieser Mensch ist. An so einem Punkt im Leben fallen die Masken und es kehrt sich das nach Außen, was im Inneren des Menschen ist. In seinem Fall war es Güte, Hilfsbereitschaft gegenüber dem Nächsten und die Fähigkeit, Schmerzen in Geduld zu tragen. Für mich war die Frage, wie wäre es bei mir, wenn ich die Kontrolle über meine Reguliergungsvermögen verlieren würde? Geduld? Sturheit? Für mich ist die Lehre aus dieser Begegnung, den Herrn umso mehr zu bitten, dass er mein Leben wirklich umgestalten möge. Dass er mein Herz aus Stein zu einem Herz aus Fleisch umformt. Im Gebet wurde mir aber klar, dass es nicht bei dieser Bitte bleiben darf, sondern, dass es sich konkret in meinem Leben niederschlagen muss. Die Wachsamkeit über meine Gedanken und Worte ist für mich dabei wichtig geworden. Mich danach zu sehnen, von der erlösenden Liebe Jesu umgeformt zu werden und ein neuer Mensch zu werden (Eph 4,24) und auch meine Beitrag zu leisten. Klemens Langeder Seminarist


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