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Bruecke_11_2014

9 Berufung – ein Anliegen Gottes und der Menschen Wenn Menschen etwas mit Hingabe, Engagement und Können tun, dann sagen wir, dass sie begnadet sind, sei es als Musiker, als Dichter oder als Künstler. Begnadet – beschenkt mit Gottes Gaben – wünschen wir uns auch alle, die im kirchlichen Dienst der Verkündigung stehen. Immer schon gab es Menschen, die sich von Gott so erfüllt wussten, dass sie das auch weitergeben und (mit)teilen wollten. Es entstanden Strukturen und Berufung wurde zum Beruf. Vielfältig sind heute diese Berufe in der Kirche, die von vielen als ihre Berufung gelebt werden. Hauptamtlich oder ehrenamtlich, ob zum Priester geweiht oder in den pastoralen Dienst gesendet, ob gesegnet oder zur Verkündigung beauftragt oder vertraglich oder durch Gelübde gebunden, zentral ist, dass wir uns in den Dienst Gottes stellen und stellen lassen. Alle Menschen die getauft sind, geben der Botschaft Gottes ihr Gesicht. Gnade kann so ein Profil bekommen, das von unserer Hingabe, unserem Engagement und unserem Können mitgeprägt wird. Was kann das für die priesterliche Berufung bedeuten? Bei den Treffen von Priestern erlebe ich viele verschieden Meinungen und Haltungen. Es wird vieles besprochen, diskutiert und gemeinsam gebetet. Es geht zu langsam, sagen die einen, es geht zu schnell, die anderen. Vieles ist in Bewegung. Papst Franziskus zeigt uns ganz neue Dimensionen des priesterlichen Wirkens auf und führt uns dorthin, wo die Menschen jemanden brauchen, mit denen sie Freude und Angst, Trauer und Hoffnung teilen können. Die Ränder werden zum Mittelpunkt. Gott wollte bei den Menschen sein und das ist zutiefst auch die priesterliche Berufung. Beim Treffen der Seminarleitungen und Seminaristen mit Pater Gerhard Lohfink zeigte er uns die wesentlichen Dimensionen priesterlichen Wirkens auf und ging dabei von der Apostelgeschichte aus, wo die Hauskirche ein wesentlicher Faktor für die Ausbreitung des Wortes Gottes war. Die Verbindung zu Christus und der offene Blick für die Situation der Zeit müssen eine Einheit bilden, betonte Lohfink. Dabei ist die sonntägliche Eucharistie konstituierend für die Gemeinde. Als grundlegenden Ratschlag gab er uns noch mit: „Setzen Sie Prioritäten, denn es steht von vornherein fest, dass Sie nicht alles tun können, was notwendig wäre“. Wir sind in Oberösterreich fast eine Million getaufte Katholiken, Männer, Frauen, Jugendliche und Kinder. Wir haben viele „Hauskirchen“. Vielleicht finden Sie im Advent Zeit für etwas Zeit, um so der Gegenwart Gottes im eigenen Herzen Raum zu geben und im gemeinsamen Gebet die Berufungen und das christliche Leben zu tragen. Dr. Johann Hintermaier Regens


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