Page 12 - unsere brücke / Juni bis Dezember 2022
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 Nichodemus Okoye
Seminarist
Im Rahmen des wöchentlichen Bildungsprogramms beschäftigten wir uns gemeinsam mit Univ.-Prof.in Dr.in Ines Weber auch mit dem Priesterbild im Lauf der Geschichte. Daraus ist folgender Artikel ent- standen:
Ein Blick in die Briefe des Neuen Testaments (vgl. 1 Tim 3, 1 Petr 5) zeigt zum einen, dass schon die Autoren des Neuen Testaments von Bischöfen, Diakonen und Ältesten der Kirche sprechen. Zum anderen fällt auch auf, dass die Funktionen und Aufgaben der Amtsträger, aber auch deren Lebensweise nicht einfach deckungsgleich sind mit der heutigen Situation.
In der kirchlichen Praxis der Antike hatten die Bischöfe die Leitung der Gemeinde inne, wobei ihnen Presbyter, Diakone, Diakonissen und Kleriker der niedrigeren Weihegrade bei der Erfüllung ihrer Aufgaben behilflich waren. Das kirchliche Leben wurde von den Städten aus organisiert. Wie es zu dieser Zeit in den ländlichen Gebieten ausge- sehen hat oder wer die Gemeinde vor Ort geleitet hat, ist schwierig zu rekonstruieren.
Die gallischen Konzilien des 6. Jahrhunderts sprechen jedoch schon von ländlichen Geistlichen, die einer civitas (Einwohnerschaft) gegenüberstehen. Außerhalb der Städte bildeten sich kleine Kleriker- gemeinschaften an Taufkirchen, die von einem Archipresbyter geleitet wurden und die Aufgabe der Seelsorge für die ländliche Bevölkerung übernahmen.
Im Laufe des 5. und 6. Jahrhunderts errichteten zudem Aristokraten auf ihren Landgütern eigene Oratorien oder Kapellen und sorgten dafür, dass Priester für die christliche Erziehung der Gemeinde präsent waren. Diese Entwicklung könnte als Übergang zur Landkirche mit Gemeinde gesehen werden1.
Mit zunehmender Bevölkerungszahl in den ländlichen Gebieten seit dem 6. Jahrhundert konnten die Menschen vom Bischof und den Klerikergemeinschaften allein nicht mehr zuverlässig betreut werden. In der Folge entwickelte sich in der Karolingerzeit (8. bis 10. Jh.) das Konzept der „lokalen Priester“2. Damit sind einzelne Priester gemeint, die sich mit einem weiteren Kleriker um die Gläubigen in den länd- lichen Gebieten jenseits der Bischofssitze und Klöster kümmerten. Sie hatten die Aufgabe, die liturgischen Vollzüge in der Gemeinde vorzunehmen, Seelsorge zu leisten und die Sakramente zu spenden.
Um die Struktur des lokalen Priestertums und die Qualität der Seel- sorge dauerhaft aufrechtzuerhalten und zu verbessern, wurden im Laufe der Zeit verschiedene Maßnahmen ergriffen:
 Valentine Okpalanochikwa Seminarist
 Alex Matovu
Seminarist
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Das Priesterbild im Lauf der Geschichte





















































































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