Page 8 - Unsere Brücke - Ausgabe 06 2021
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 Ökologie des Herzens
  Klemens Langeder
Seminarist
Blüten in voller Pracht, ein Kirschbaum voll mit tiefroten Früchten, ein kleiner Bach, der sich an einer Wiese entlangschlängelt. – Ein Spazier- gang in der Natur im Sommer bietet viele schöne Anblicke. Dies lässt unseren Geist ruhen und in unserem Herzen Dankbarkeit aufkommen. Doch vielerorts ist dieses schöne Antlitz der Natur durch Weiten von Erdkratern, Quadratkilometern von Plastikteppichen im Ozean und gekippten Flüssen entstellt.
Papst Franziskus hat sich mit seinem Schreiben „Laudato si`“ an alle Menschen guten Willens gewendet, um auf eine „verwahrloste Arme“ hinzuweisen. Diese „verwahrloste Arme“ ist unsere „unterdrückte und verwüstete Erde“, die seufzt und in Geburtswehen liegt (Röm 8,22).
In seiner Analyse bleibt der Papst nicht bei Äußerlichkeiten stehen, sondern weist zu Beginn von „Laudato si`“ auf einen tiefen Zusammen- hang hin: „Die Gewalt des von der Sünde verletzten menschlichen Herzens wird auch in den Krankheitssymptomen deutlich, die wir im Boden, im Wasser, in der Luft und in den Lebewesen bemerken.“ (Laudato si`, Nr. 2)
Es geht ihm dabei um eine tiefe Dimension des Menschen, deren Wir- kung sich nach außen entfaltet. Es geht ihm dabei nicht bloß um ein „Tätigkeitsproblem“, wenn zum Beispiel ein Fass Altöl im nahegelege- nen Fluss entsorgt wird. Es geht ihm dabei darum, wozu der Mensch berufen ist.
Umweltzerstörung und Raubbau an den Ressourcen erfordern dem Papst zufolge immer auch politisches Handeln und konkrete Lösungen. In „Laudato si`“ gibt es dafür viele Anregungen. Für eine tiefgreifende Lösung aber muss die Axt an die Wurzel gelegt werden. Dafür schlägt der Papst den Blick in das menschliche Herz und auf die Sünden, die dieses Herz belasten, vor. Der Weg dorthin ist die Herzenswandlung.
In seinen Predigten in der Casa Santa Marta während des ersten Corona Lockdowns hat er einige Punkte zum Thema Herzenswandlung vorge- schlagen, auf die ich nun eingehen möchte.
Am 9. März 2020 betete der Papst für die Corona-Patienten und schlug eine Gewissenserforschung vor. „Erkennen wir die Sünde an. Aber dieses Anerkennen der Sünde kann nicht einfach eine Liste von intellek- tuellen Sünden sein. (...) Ein wahres Sündenbekenntnis muss im Herzen beginnen.“ Dieser Startpunkt im Herzen soll eine Zuwendung zum barm- herzigen Gott sein, der in unserem Herzen wirken kann, wenn wir uns ihm zuwenden. Dadurch wird der Mensch fähig, den Nächsten und die Schöpfung zu respektieren.
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