Page 11 - Unsere Brücke - Ausgabe 06 2021
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Menschen dazu, an einem Wettlauf um Upgrades teilzunehmen, in dem nur schneller, höher, weiter zählt? Wo alles nicht Perfekte, alles, was keine Leistung bringt, ausgesondert wird, wo die Eugenik zum höchsten Prinzip erhoben ist? Ist es nicht so, dass sich diesen Wettlauf nur eine Elite von Reichen und Superreichen leisten kann und die Armen auf der Strecke bleiben? Und weiter: Ist die Verschmelzung des Menschen mit der Technik und dem Internet nicht gleichbedeutend mit der Aufgabe der Intim- und Privatsphäre? Wird der Mensch nicht umso manipulier- barer, je mehr Daten von ihm im Netz landen? Wird er nicht zum Verfüg- ten einer technologisch-ökonomischen Elite, die ihn noch ohnmächtiger zurücklässt als er jemals war? Außerdem: Was sind die gesundheitlichen Langzeitfolgen der technischen Menschenverbesserung?
Auch der transhumanistische Versuch, das Paradies auf Erden zu schaf- fen, ist drauf und dran, in der Hölle zu enden. Es ist eine alte Einsicht der christlichen Religion, die der Philosoph Holm Tetens formuliert: „Wir Menschen selbst können uns nicht endgültig von den Übeln und Leiden erlösen. Wenn wir das versuchen, versuchen wir, Gott zu spielen, und der Versuch von Menschen, selber Gott zu spielen, kann nur in der Katastrophe enden“ (Holm Tetens, Mensch und Religion – Wozu brau- chen wir Religion? Kanzelrede in Berlin am 07.10.2018).
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