Page 18 - Unsere Brücke 06 2019
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 Dr. Martin und Judith Hamberger
Über Heiligkeit im Alltag nachzudenken, fordert heraus.
Erweckt nicht allein das Wort „heilig“ schon ein wenig das Gefühl von Unerreichbarkeit, Entrücktheit und einer gewissen Realitätsferne in unserer mehr und mehr säkularisierten Welt, sodass es im alltäglichen Sprachgebrauch nur mehr kaum verwendet wird?
Und doch: Bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass der Wortkern „heil“ ist, gleichbedeutend mit unzerstört, gesund, lebendig. Und tauscht man das „i“ im Wort mit einem „l“ aus, entsteht das vielleicht auch sinnverwandte Wort „hell“.
Uns scheint, dass es in diesem Sinne für uns Christen doch immer wieder wichtig sein kann, darüber nachzudenken, was in unserem konkreten Alltag heil, hell, lebendig ist und in dieser dem Licht und der Transzendenz zugewandten Offenheit vielleicht auch zu einer Hei- ligkeit im Alltag heranwachsen könnte.
Papst Franziskus bricht dieses Thema der Heiligkeit in einem Absatz seines päpstlichen Schreibens „Gaudete et exultate“ herunter auf eine Ebene der Zugänglichkeit für jeden Menschen im täglichen Alltag:
„Hab keine Angst vor der Heiligkeit. Sie wird dir nichts an Kraft, Leben oder Freude nehmen. Ganz im Gegenteil, denn du wirst dabei zu dem Menschen werden, an den der Vater dachte, als er dich erschaffen hat, und du wirst deinem eigenen Wesen treu bleiben. Von Gott abzuhän- gen, befreit uns von der Sklaverei und lässt uns unsere Würde erken- nen.“ (Nr. 32)
Wie wohltuend und realitätsnah wirken doch diese Worte!
Für uns persönlich als Frau und Mann, Ehepartner und Eltern sind sie Ermutigung, uns jeden Tag aufs Neue dieser besonderen Würde bewusst zu werden und in ihrer Rückbindung (lat. „religio“) an das Göttliche und dessen uns übersteigende Weisheit zu leben.
Da gibt es einen personalen Gott, der mich und uns von Anfang an erdacht hat, mit dem ich immer in Dialog treten kann. Der sich oft gerade dann spürbar unter uns präsent macht, wenn Offenheit, gegen- seitige Liebe und absichtlose Hingabe in der Familie gelebt werden. „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Mt 18,20)
Im Eindringen in diese eigentlich unglaubliche Zusage, wächst in uns mit den Jahren immer mehr der Wunsch, einander in der Familie tagtäglich wirklich wahrzunehmen, mit allem, was jede/n einzelne/n
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Heiligkeit im Alltag - Gedanken eines Ehepaars






















































































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