Page 11 - Unsere Brücke 06 2019
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Heilig leben als Gruppenleiterin, Mitschülerin, Chorsängerin
„Schenke uns Menschen, die uns auf unserem Weg zu Dir begleiten“, das ist eine Zeile des Ministrantengebets, das wir Ministrantinnen und Ministranten vor jeder Messe gemeinsam beten.
Aber bin ich nicht auch ein Mensch, der andere begleitet oder sich zumindest darum bemüht?
Als Leiterin einer Ministrantengruppe bin ich das. Dort ist es nicht nur meine Aufgabe, den Ministrantinnen und Ministranten das Mini- strieren beizubringen, sondern sie auch zu unterstützen – bei Proble- men, wenn es ihnen nicht so gut geht oder indem ich gemeinsam mit ihnen etwas spiele.
Aber wie schaut mein Leben als Christin in Kontexten aus, die erst einmal nichts mit der Kirche zu tun haben? Was für Auswirkungen hat mein Engagement in der Pfarre auf mein Leben im Alltag?
Da fällt mir als erstes die Schule und meine Klasse ein. Gerade in ei- ner Klassengemeinschaft, in der man jeden Tag miteinander auskom- men muss, gibt es soziale Dynamiken, die zur Gruppenbildung oder zur Ausgrenzung bestimmter Personen führen können – mal mehr, mal weniger. Jedes Klassenmitglied hat einen bestimmten Platz in dieser Gemeinschaft. Ich bemühe mich immer, jedem das Gefühl zu geben, ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein. Dabei muss ich natür- lich auch über meinen Schatten springen, denn auch ich komme nicht mit jedem Klassenkollegen und jeder Klassenkollegin gleich gut aus. Und dennoch ist es wichtig, gerade mit den Menschen zu reden, denen gegenüber man so manche Vorurteile hat. Oft ist es dann eine Herausforderung, sich für Menschen einzusetzen.
Aber wie sieht das Ganze in anderen Umfeldern jenseits der Schule aus, wie z.B. dem Jugendchor des Landestheaters, einer viel größe- ren Gruppe von Menschen mit einer größeren Altersspanne, als sie in der Klasse vorzufinden ist? Natürlich kenne ich im Chor nicht alle Mitglieder so gut, wie in der Schule und ich habe auch nicht mit allen engen Kontakt. Trotzdem ist es auch oder gerade in einer so großen Gemeinschaft wie diesem Chor wichtig, sich für andere einzusetzen und ihnen zu helfen.
Ich habe jetzt drei Orte genannt, an denen ich mich sehr viel be- wege und ich habe beschrieben, was für mich als Christin wichtig ist. Dabei habe ich oft vom Füreinander-Einstehen gesprochen. Ich denke, dass das ganz existenziell ist, um sein Christsein zu leben, auch in Kontexten, die erst einmal nichts mit der Kirche zu tun ha- ben. Helfen – nicht nur Menschen, mit denen man sich gut versteht, sondern jenen, die Unterstützung benötigen. Vielleicht wird dann etwas von dem, was wir im Ministrantengebet beten, Wirklichkeit.
Cosima Spieß Ministrantin in der Dompfarre
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