Page 28 - Brücke 06 2018
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 Mag. Franziskus Schachreiter Pastorallehrgang
Von Freitag 9. bis Samstag 10.3. 2018 leitete Regens Johann Hintermaier die Klausur des Pfarrgemeinderates von Ostermiething im Pfarrheim. Nach einem allgemein-biblischen Einleitungsteil ging es schwerpunkt- mäßig um Gleichnisse. Wir haben uns exemplarisch mehrere Gleichnisse angeschaut, darunter auch das vom barmherzigen Samariter (Lk 10,25- 37). In Kleingruppen beschäftigten wir uns zunächst mit dem, was uns beim Hören gut verständlich war und mit dem, wo sich in uns etwas spießt.
Einige merkten an, dass jene, von denen man es eigentlich erwarten wür- de, Priester und Levit, dem schwerverletzten Opfer des Raubüberfalls nicht geholfen haben, während ein Samariter, von dem man es nicht erwarten würde, hilft.
Irgendein Gesetzeslehrer fragt Jesus nach den Voraussetzungen für ewi- ges Leben und wer sein Nächster sei, um ihn auf die Probe zu stellen. Jesus aber fragt ihn, was im Gesetz darüber stehe. Er, als Gesetzeslehrer, muss es ja wissen. Dieser antwortet mit dem Hauptgebot der Gottes-, Nächsten- und Selbstliebe aus dem Buch Deuteronomium 6,5. Im griechischen Text sind die Formulierungen von ein Gesetzeslehrer, ein Mann, ein Priester so allgemein gehalten, dass sich jeder hineinversetzen kann. Uns ist klar geworden, dass wir beim Helfen in Dilemmasituati- onen kommen können, die je nach Einschätzung unterschiedlich gelöst werden.
Der Samariter leistet erste Hilfe und bringt darüber hinaus den Schwer- verletzten zu einer Herberge. Übertragen auf unsere Situation könnte man sagen: Er delegiert Verantwortung, nimmt professionelle Hilfe in Anspruch, kümmert sich aber weiter um die Genesung des Kranken, indem er bei Bedarf noch mehr Geld zur Verfügung stellt.
Regens Hintermaier hat sehr anschaulich Pfarrer Markus als am Boden liegendes Opfer ausgewählt und die Situation nachgespielt.
Von einem Gesetzeslehrer kann man ja erwarten, dass er das Gesetz und das wichtigste Gebot, das „Höre Israel...“ kennt. Aber das Liebesgebot ist mehr als ein „Kopfkino“. Es muss vom Gehirn in die Hand gehen.
Indirekt kritisiert Jesus in diesem Gleichnis auch die übertriebenen Reinheitsvorschriften des jüdischen Kultes. Wenn z.B. ein Priester zum Tempeldienst nach Jerusalem unterwegs ist, darf er sich mit dem Blut eines anderen nicht verunreinigen.
Nächstenliebe ist nicht nur etwas, das sich in Gedanken und in guten Vorsätzen abspielt oder in leeren Worthülsen formuliert wird, sondern sie ist etwas sehr Konkretes. Sie sieht die Not, scheut nicht davor zu- rück, sich schmutzig zu machen, denkt nicht kompliziert und packt an. „Handle danach und du wirst leben“, sagt Jesus.
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PGR-Klausur zum Thema Gleichnisse
























































































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