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6 Die Berufung zum Tun der Barmherzigkeit – Sieben Werke der Barmherzigkeit für heute „Hungrigen zu essen geben? Wie soll ich das denn anstellen? Erstens habe ich einen vollen Terminkalender. Zweitens, wer weiß, ob der Bettler, dem ich Geld gebe, das nicht versäuft, und drittens ist dafür die Caritas da…“ – Derartige innere Monologe und Überlegungen sind uns vermutlich gut bekannt. Es ist ja auch etwas Wahres dran, dass wir sehr froh und dankbar sein können über die hervorragend organisierte Caritas in Österreich. Habe ich damit aber schon meine Berufung zur Barmherzigkeit und zum Tun der Barmherzigkeit verwirklicht? Offensichtlich sind die klassischen Formulierungen der Werke der Barmherzigkeit für manche von uns schwer zugänglich. Bei der Eröffnung des Elisabeth-Jahres am 18.11.2006 im Erfurter Dom hat Bischof Joachim Wanke „Sieben Werke der Barmherzigkeit für Thüringen heute“ bekannt gegeben, die aus einer Umfrage im Bistum Erfurt, welches Werk der Barmherzigkeit heute besonders notwendig sei, entstanden sind. Dabei handelt es sich um „sieben Angebote, sich sehr konkret auf den Geist und die Gesinnung der heiligen Elisabeth einzulassen“, sagte der Bischof. 1. Du gehörst dazu 2. Ich höre dir zu 3. Ich rede gut über dich 4. Ich gehe ein Stück mit dir 5. Ich teile mit dir 6. Ich besuche dich 7. Ich bete für dich „Du gehörst dazu“ Die Barmherzigkeit beginnt in meinem Inneren, denn in unserem Inneren urteilen wir ständig über die anderen und unterteilen in liebenswerte und unsympathische Menschen, in jene, die meine Aufmerksamkeit verdienen und jene anderen, denen „schon Recht geschieht“ oder die „unmöglich“ sind. Versuchen wir doch einmal einen Tag lang über jeden Menschen, dem wir begegnen – sei es real oder virtuell (z.B. in Erzählungen oder über die Medien) –, ihm innerlich zuzusagen: „Du gehörst dazu.“ Ähnlich wird es mit jedem anderen der hier vorgeschlagenen Werke der Barmherzigkeit sein. Es braucht Übung und bisweilen Überwindung. Es fällt uns nicht immer leicht, aber es bewirkt Freude in uns und in unserer Umgebung. Die Mystiker würden sagen: Es hinterlässt den Duft Christi. Es hinterlässt eine Spur des Evangeliums in unserer Welt. Es darf auch Harald Mally Spiritual am Propädeutikum


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