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25 gut, aber zu schnell kann auch gefährlich sein, vor allem, wenn im schnellen Urteilen die Regungen des Herzens übergangen werden. Vernunft und vernünftiges Handeln brauchen die Ergänzung des Herzens und der Barmherzigkeit. Herz und Hirn in einem ausgewogenen Miteinander können uns helfen, gute Wege und eine gute Zukunft mit Weitblick für uns Menschen und unsere Welt zu bauen. Barmherzigkeit gibt Kraft zum Versöhnen Der Evangelist Lukas beschreibt mit Barmherzigkeit Versöhnungsstatue bei der Coventry-Cathedral Ruine. die Grundhaltung Gottes (Lk 15,11-32). Der barmherzige Vater hat seinen Söhnen, nicht nur dem „verlorenen Sohn“, alles gelehrt, was sie zum Leben brauchen. Mit diesem Erbe ausgestattet suchen sie ihre Zukunft: der jüngere im spontanen Vergnügen, der ältere in der Arbeit, doch keiner ist zufrieden. Der barmherzige Vater, der unter den Verirrungen der Söhne wohl sehr leidet und dessen Herz schwer geworden ist, zeigt mit seiner Haltung des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, dass er nicht den belehrenden Finger hebt, sondern zur heilenden Umarmung bereit ist. Die ausgebreiteten Arme der Versöhnung sind wirkliche Hilfe. Unrecht wird dabei nicht zu Recht, aber Unrecht muss zur Überwindung vergeben werden. Wer in sich stabil, zufrieden und gefestigt ist, kann das vermitteln und zum Aufbau von Menschen und Gemeinschaft beitragen. Solche Persönlichkeiten brauchen andere nicht kleinreden, sondern können sie aufrichten, ohne dabei neidisch zu werden. Diese Stabilität trägt der barmherzige Vater in sich. Barmherzigkeit ist nicht Schwäche, sondern Stärke und ein kraftvolles Nein zum Bösen und zum Unrecht in der Welt. Barmherzigkeit ist aufbauend und kreativ. Möge uns das Jahr der Barmherzigkeit helfen, dass wir die wichtigen Entscheidungen unseres Lebens im Herzen erwägen, uns die Hände zur Versöhnung reichen und einander aufrichten.


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