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bruecke_06_2016

Maria, Mutter der Barmherzigkeit Mit einer Pilgerreise nach Rom hatte ich im Vorfeld den heiligen Petrus und den heiligen Paulus verbunden. Ich war sehr überrascht, als wir immer wieder auf Marienkirchen und alte Marienbilder gestoßen sind. Mit den folgenden Zeilen möchte ich die marianische Seite Roms beleuchten, die weniger bekannt ist. Maria als Mutter der Barmherzigkeit, die mütterlich über uns wacht und uns begleitet. Sie ist ein Vorbild für ein Leben aus den Werken der Barmherzigkeit, wie sie trotz eigener Schwangerschaft zuerst ihrer Cousine Elisabeth beistand (Lk 1,39) oder wie sie bei der Hochzeit zu Kana als erste entdeckte, dass der Wein ausging (Joh 2,3) und auch sofort zu helfen versucht hat. Sie wacht über jeden einzelnen von uns und legt Fürsprache für uns bei ihrem Sohn ein. Dieser Text soll beleuchten, wie die christlichen Gemeinden in Rom ihre Beziehung zu Maria lebten und was ihnen dabei wichtig war. Es gäbe viel zu schreiben, weswegen ich mich auf einige wenige Aspekte beschränke, die mich berührt haben. Eines der ältesten Zeugnisse in Rom ist die Marienkirche „Santa Maria in Trastevere“. Bereits um 220 wurde eine christliche Hauskirche vom heiligen Papst Callixtus I. gegründet und um 340 von Papst Julius I. in eine Basilika umgebaut. Mündliche Traditionen wissen von einer Verleihung des Kirchentitels „Santa Maria“ durch Papst Alexander I. um 112. Sicher ist, dass es sich um ein Zeugnis der schon früh einsetzenden Verehrung Mariens handelt. Für mich war das Gebet in dieser Kirche etwas ganz Besonderes, weil man sich mit den ersten Gemeinden verbunden weiß. Eine der ersten Stationen unserer Wallfahrt war die Basilika „Santa Maria in Ara Coeli“ auf dem Kapitolhügel. In dieser Marienkirche ist das berühmte „Bambino Gesu“ (Jesuskind) ausgestellt, welches seit 1994 nach einem Diebstahl aber nur mehr als Kopie zu sehen ist. Das Original wurde laut Dokumenten, die in der Kirche aufbewahrt wurden, von einem Franziskanerbruder im 15. Jahrhundert aus einem einzigen Stück Olivenholz aus dem Garten Gethsemane geschnitzt. In dieser Symbolik kündigt sich hinter der Gottesmutterschaft der bevorstehende Schmerz der Passion an, wie es der Greise Simeon im Tempel prophezeite (Lk 2,35). So entsteht hier eine Botschaft dieser Kirche für mich, dass sich Jesus Christus ganz klein machen wollte, um so zu mir zu kommen. Er möchte durch seine Mutter zu mir kommen, so wie er durch Maria in die Welt gekommen ist. Maria Klemens Langeder Seminarist 12


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