Page 12

bruecke_06_2016

10 „Barmherzigkeit – Meine Lebenserfahrung!“ Bei einem gedanklichen Streifzug durch mein bisheriges Leben kann ich mich an schöne Ereignisse betreffend Barmherzigkeit erinnern. Ich muss vorausschicken, dass ich mich mit der Thematik „Barmherzigkeit“ intensiver beschäftigt habe und dies meine persönliche Einstellung im Umgang mit meinen Mitmenschen sehr positiv beeinflusst. Beginnen möchte ich in meiner früheren Kindheit, in welcher meine Großmutter für mich eine sehr prägende Bezugsperson gewesen ist. Oft hat sie uns von einer Banater Schwaben Familie erzählt, die sie nach dem Zweiten Weltkrieg aufgenommen und bis zu deren Auswanderung nach Brasilien unterstützt hat. Weiters durfte ich so manche prägende Erlebnisse auch mit anderen Kirchenbesuchern erfahren, wenn ich mit ihr die Wochentagsmesse besuchte. So hat einmal eine ältere, sehr fromme und tierliebende Frau, die Regenwürmer, die sich auf der Straße befunden haben, aufgehoben und weggetragen, damit sie nicht zu Schaden kommen. „Denn auch die Tiere sind Geschöpfe Gottes“, so ihre Antwort. Meine Schulzeit ist teilweise nicht von großen Leistungen und viel Fleiß gekrönt gewesen. So habe ich versucht, mein fehlendes Wissen durch Gebete zum Hl. Geist auf meinem Schulweg zu ergänzen. Oft habe ich gespürt, dass meine Bitten erhört worden sind und es sich bei manchen Schularbeiten oder Prüfungen gerade noch positiv ausgegangen ist. Für mich hat sich hier im Nachhinein auch die Barmherzigkeit Gottes gezeigt. Schöne Erlebnisse von Barmherzigkeit habe ich während des Aufenthaltes im Canisiusheim in Horn erfahren dürfen, wo sich Menschen verschiedenen Alters und sozialer Schichten zusammengefunden haben. Hier ist Hilfsbereitschaft, gute lebendige Heimgemeinschaft, gegenseitiges Achten und Barmherzigkeit groß geschrieben worden. Denn zirka hundert sehr verschiedene Charaktere und Eigenheiten immer zu akzeptieren, ist nicht so selbstverständlich. Man ist sich auch ab und zu auf die Nerven gegangen, doch größtenteils ist es hingenommen worden. Heute sehe ich das als Barmherzigkeit. In der Berufswelt sind die zwischenmenschlichen Beziehungen eine große Herausforderung. Gerade hier soll trotz aller technischen Fortschritte der Mensch nicht zu kurz kommen. Im Umgang mit Kunden und Mitarbeitern kann man oft enttäuscht werden. Jedoch ist immer zu hinterfragen, warum jemand genau „so“ gehandelt hat. Ich muss ja nicht gleich streng nach den Vorschriften handeln, sondern gebe dem anderen noch eine Chance oder rede ihm gut zu, dass er es besser macht. Johann Burgstaller Leser „Unsere Brücke“


bruecke_06_2016
To see the actual publication please follow the link above