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Bruecke_06_2015

19 System, nicht zulässt, dass andere etwas haben, was ich jetzt will. Menschen machen sich selbst zum System- und Profitmittelpunkt und brauchen die Daseiende Kreativität Gottes nicht mehr. Als Priester werden wir geweiht, um wie Abraham zum Segen zu werden, um kreative Gedanken, Worte, Gesten, Blicke, … den Menschen zu schenken. Es gehört wesentlich dazu, dass wir uns miteinander als und in der Kirche freuen und dankbar sein können, wenn ein Stück Leben Gottes in der Welt zu keimen beginnt. Wenn Menschen statt der Dunkelheit wieder Licht sehen und man nicht ständig um sich und sein Ego kreist. Fragen und motivieren können Eine Gesellschaft, die von sich überzeugt ist, tut sich oft schwer, mit Fragen umzugehen. Schnell werden diese als „ewig gestrige und unzeitgemäße Kritik“ immunisierend abgetan. Die Bibel arbeitet viel mit Fragen, die bohrend, bedrohlich und heilsam sein können. Gefährlich wird es immer dann, wenn es keine Fragen mehr gibt oder geben darf, sondern nur noch Antworten und fertige Rezepte. Allein die Grammatik sagt uns aber, dass vor der Antwort die Frage zu kommen hat. Diese einfache Grammatik sollen wir in der Welt und in der Kirche nicht vernachlässigen. So kann sich die Kirche immer auch selbst reformieren und gesellschaftskritische Relevanz bewahren, mehr mit Fragen als mit Antworten. Jesus fragt den blinden Mann: „Was soll ich für dich tun?“ (vgl. Mk 10,51). Jesus lädt die Menschen ein, sich über das Leben Gedanken zu machen, und in der persönlichen Abwägung sich für ihn, den guten Meister und Herrn zu entscheiden. Er fragt den Gelähmten, ob er sich von ihm auch wirklich etwas erwartet und er tatsächlich offen ist für die Gabe und das Geschenk Gottes. Sonst verkommt das Wirken des Glaubens zu primitiver Magie, die fasziniert und Eventcharakter hat, aber nicht von bleibender Lebensbedeutung ist. Fragen bringen Dynamik und Entwicklung ins Leben. Von den Fragen und Anfragen gefordert und gefördert sind wir als Priester Zeugen und Werkzeug für die dynamische Weiterentwicklung des Glaubens an Jesus Christus.


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