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25 haben, doch lässt sich das nur selten belegen. Anders im Fall der Priesterseminarkirche: Hier gewähren Schriftquellen, die im Deutschordens Zentralarchiv in Wien aufbewahrt werden, aufschlussreiche Einblicke in den Entstehungsprozess der Ausstattung. Die von Hildebrandt gelieferten Entwürfe und die von Handwerkern ausgeführten Probestücke ließ sich Graf Harrach zur persönlichen Begutachtung vorlegen. Der Salzburger Erzbischof, der die Kommende ja gegründet hatte, behielt sich dann bei der Entscheidungsfindung das letzte Wort vor. Ähnlich verhielt es sich mit dem Laiengestühl. Zusammen mit einem Begleitbrief wurde im August 1721 das mit Schnitzereien geschmückte Modell einer Bankwange nach Salzburg gesandt, das die Handwerker der Ordenskommende gefertigt hatten. Zugleich bewarb sich der externe Tischlermeister Wolfgang Rachinger um den Auftrag. Sein mit Intarsien verziertes Konkurrenzmodell fand das Wohlgefallen Harrachs. Einige Wochen später schloss Hildebrandt mit dem Linzer Schreiner daher einen Vertrag über die Anfertigung der Möbel. Von wenigen Änderungen abgesehen, für die allem Anschein nach der Architekt verantwortlich war, sollte es dem nach Salzburg geschickten Muster entsprechen. Die Qualität der Kirchenbänke zeigt, dass Erzbischof Harrach mit der Wahl des Handwerkers die richtige Entscheidung getroffen hatte. Rachingers Erzeugnisse in der Priesterseminarkirche bestechen durch die qualitätsvolle Verarbeitung und eine „protoklassizistische“, minimalistische Ästhetik, wie sie für viele Werke Hildebrandts charakteristisch ist.


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